Vor einigen Tagen machte ich mich zusammen mit meinem #dauerfürjedenblödsinnmotivierten Kumpel Simon Berger auf den Weg in den Wilden Kaiser, genauer gesagt zur Fleischbank Ostwand. Letztes Jahr gelang dem Oberaudorfer Roli Hemetzberger dort eine echt coole Aktion. Er befreite eine uralte Linie aus den 60ziger Jahren, die „Scheffler/Siegert“ 6-/A2 und bewertete die Route mit 10-/10, das ganze ohne Bohrhaken. Ein echtes Highlight also und genau das wollten wir mal genauer unter die Lupe nehmen. Gesagt, missverstanden, ausgedeutscht und getan.
Simon startete voll motiviert in die erste Seillänge, für 8- keine leichte Beute und stürzte. Er kletterte weiter zum Stand und ich konnte die Länge, dank Simons Tip gleich klettern. Die zweite Seillänge ist bereits die schwere. Ich klettere von Passage zu Passage, bouldere mir die Schlüsselstelle aus und komme ca. 15 Meter vor dem Stand wieder zu Simon runter. Er steigt ein und es läuft bereits ganz gut, er findet sogar noch eine kleine Leiste an der Schlüsselstelle und klettert noch einige Meter weiter als ich und schaut sich die obere Stelle auch noch an. Ich lasse ihn wieder ab, Simon meint es könnte vielleicht gehen, also lasse ich ihn nochmal ganz runter zum Einstieg, damit er die erste Seillänge auch noch durchsteigen kann. Wenig später ist er wieder bei mir am Stand und muss zugeben, dass er sich bei einer 8- selten so geplagt hat.
Dann steige ich wieder ein. Nach wenigen Metern komme ich in einen super Fluss und der „Killerinstinkt“ erwacht und ich kann die Länge durchsteigen. Danach ist wieder Simon dran. Zirka in die Mitte der Länge rutscht ihm aber der Fuß weg und er fliegt ins Seil. Er redet irgendwas von „raufkommen und scheißdrauf“, aber ehe er mehr sagen konnte habe ich ihn schon wieder zum Stand runtergelassen und ihn motiviert es nach einer Pause nochmals zu versuchen. 10 Minuten später startet er erneut und auch er kann die Länge durchsteigen. Erst jetzt können wir unserer Freude Raum verschaffen und ein paar Schreie durch die Steinerne Rinne jagen.
Die nächsten beiden 9- Längen gelangen uns auf Anhieb, haben uns aber nochmal Gas gegeben, auch der Hängestand ist nicht besonders gemütlich. Die restlichen leichten Seillängen sind der reinste Genuß und ausgerechnet in der letzten Seillänge hat mich ein recht großer flacher Stein so glücklich am Unterarm getroffen, dass ich nur eine kleine Prellung davonzog, wenn er mich unglücklicher getroffen hätte, wär sicher mehr zu Schaden gekommen. Aber ab und zu hat man eben Glück 😉
Angekommen am Nordgrat genießen wir noch kurz die Sonne und lassen uns den Tag nochmal durch den Kopf gehen, die schwerste bohrhakenfreie Route am Kaiser, im Team, an einem Tag rotpunkt, das mussten wir noch ein wenig einwirken lassen, ehe es uns zurück ins Tal, zu wohlverdientem Bier und Schnitzel, auf der Griesneralm zog.
Unser Respekt geht an Roli, der die Route und den bohrhakenfreien Stil bewahrt hat und dieses Juwel als erster freiklettern konnte!
Facts:
„Scheffler/ Siegert“ (8, 10-, 9-, 9-, 5-, 6, 4, 4)
Erste Rotpunkt: Roli Hemetzberger 2014