Bereits vor 10 Jahren begleitete ich Alex Huber bei der ersten Rotpunktbegehung dieses Meisterstücks am Grübhörndl auf der Loferer Alm. Danach investierte ich 3-4 Tage in die Tour und scheiterte nur knapp an der Schlüsselstelle. Irgendwie schaffte ich es, 10 Jahre nichtmehr zur Sansara zurückzukeren. Dann kam der Herbst 2019. Irgendwo im Hinterkopf erschien plötzlich wieder das Dach der Schlüsselseillänge. Mit meinem Kumpel Toni Moßhammer studierte ich die einzelnen Seillängen erneut ein. Die zweite Seillänge, ein wie abgeschnitten glattes Dach mit genau den richtigen Griffen an der richtigen Stelle, fühlte sich auf Anhieb relativ machbar an. Wenn das Wetter hält könnte das noch was werden….
Eine Woche später waren Toni und ich wieder am Grubhörndl. Es soll der letzte schöne Herbsttag sein, die Vorhersage meldete Schnee und Regen. Wenn ich die Tour klettern will/ kann, dann noch heute. Im ersten Versuch scheitere ich völlig überrascht am allerletzten Zug im Dach. Das war haarscharf. Der zweite Versuch endet bereits tiefer, die Kraftreserven scheinen bereits zu blinken, der erste Versuch hätte es sein sollen. Ich mache eine längere Pause, rechne aber irgendwie nichtmehr damit, dass ich die Schlüsselseillänge klettern kann. Toni motiviert mich und kurz bevor ich einsteige, kommt kühler Wind auf. Die Bewegungen sitzen perfekt, jetzt nur keinen Fehler machen, ich kämpfe und bleibe am letzten Griff hängen. Ein lauter Freudenschrei. Ich kann es nicht glauben. Die nächsten 2 Seillängen im Bereich 8+/9- sind sehr spärlich gesichert und ich hab sie mir blöderweise nicht genau angeschaut. Aber das hilft jetzt nichts. Teilweise klettert man bis zu 8 Meter über der letzten Zwischensicherung in technischem Gelände, da heißt es wirklich cool bleiben. Geschafft. Ich sitze am genialen Absatz unter dem 8 Meter Rissdach. Das Dach ist mit 10- nochmal eine echte Hürde und ich bin froh, dass ich es bereits vor 10 Jahren mehrmals klettern konnte. Ich putzte die Griffe, platzierte die Friends im Riss und Toni ließ mich zurück zum Band. Es war bereits relativ spät und die Tage recht kurz. Eine Stunde tageslicht noch. Toni beruhigt mich und sagt wir haben ja noch die Stirnlampen. Ich steige ein, und stürze gleich ins Seil. Die Klemmer im Riss sind schmerzhaft, einige Finger bluten bereits. So knapp noch zu scheitern, das wär wirklich bitter. Ich verwerfe den Gedanken aber sofort, zwinge mich zur Pause. Der nächste Versuch endet wieder nach wenigen Metern im Seil. Ein kleiner Fehler. Es wird schon dämmerig, die Finger schmerzen und bluten. OK, eine letzte längere pause und dann alles auf eine Karte. Nach 15 Minuten steige ich wieder ein. Ich klemme meine Finger in den Riss, erreiche den nächsten Klemmer, er hält, die nächsten Züge sitzen auf einmal perfekt und ich kämpfe mich über die Dachkante. Ich schreie meine Freude in die Dämmerung hinaus. Was für ein Kampf. Ich kann es kaum glauben. Plötzlich höre ich laute Jubelschreie von weiter unten. Anscheinend habe ich Beobachter gehabt. Toni kommt nach. Wir sitzen oben in der Wiese, rauchen eine Selbstgedrehte Zigarette und es ist bereits dunkel. Der absolute Wahnsinn. Was für ein Tag, was für eine Tour. Gratulation an meinen guten Freund Alex, der es immer wieder schafft besondere und absolut fordernde Highlights in die Wände zu zaubern. Die Tour zählt wirklich zu den abwechslungsreichsten und besten die ich kenne. Das Bier und Schnitzel danach schmeckten wirklich gut. Am nächsten Tag blicke ich aus dem Fenster und es schneit…. IRRE.
Fakts
„Sansara“ Grubhörndl
6c, 8b+, 7a+, 7b, 8a
1.Begehung Alex Huber 2009