2013 standen Alex Huber und ich zusammen unter einer genialen Linie an der Maukspitze im Wilden Kaiser. Mein damals kletterfanatischer Onkel Tom hat schon früher oft von dieser Linie gesprochen und zu mir gesagt, „Der Pfeiler schaut oanfoch genial aus!“. Deshalb machten sich Alex und ich wieder mal zu einer gemeinsamen Erstbegehung auf. Dabei wollen wir wieder , wie bei all unseren Erstbegehungen die wir gemeinsam  gemacht haben, den Fokus auf natürliche Absicherung legen, so weit das möglich und vertretbar für uns ist und nur an den schwierigsten Stellen Bohrhaken setzen. Ein Auskundschaften von oben stand bei uns noch nie zur Debatte, das würde schließlich das ganze Abenteuer kaputt machen. Nach 5 äußerst intensiven Tagen des Erschließens von unten, geprägt von wilden Cliffpositionen, Nähmaschine, weiten Stürzen, leeren Unterarmen, müden Köpfen und einem breiten Grinsen erreichten wir schließlich den Ausstieg unserer neuen Linie. Was für ein Abenteuer. Überglücklich stoßen wir auf der Ackerlhütte bei einem kühlen Bier an und unsere Blicke schweifen immer wieder zurück zur Wand.

Die ersten Sessions in der Route zum putzen und ausarbeiten der Einzelstellen waren sehr ernüchternd. Uns war schnell klar, das Ganze hat nichts mit „Fastfood“ zu tun und für mich fühlte sich das ganze damals eine Nummer zu groß an. Nach einem sehr weiten Sturz von Alex hat es mich am Standplatz ausgehebelt und dabei hab ich mir die Handwurzel beleidigt und konnte eine zeit lang garnichts mehr machen. Der Winter kam und das Projekt wurde auf Eis gelegt.

Das Rad des Lebens hat sich um sage und schreibe 5 Jahre weiter drehen müssen, bis wir heuer im September 2019, erstmals Zeit fanden um weiter an unserem Projekt zu feilen. Die Anspannung stieg, wie würde sich die Tour anfühlen nach 5 langen Jahren. Der erste Kontakt war dann „Liebe auf den zweiten Blick“. Wir waren erstaunt, über unsere Entschlossenheit bei der Erstbegehung und wie hoch der moralische Anspruch an vielen Stellen ist, wie genial sich die einzelnen Seillängen klettern ließen und wie abgefahren steil, lang und pumpig die Schlüsselseillänge ist.  Wir konnten es kaum erwarten bis wir endlich wieder einsteigen konnten.

Nach ca. 6 Tagen in der Tour heuer, gelang uns am 15.10.2019 beiden die Rotpunktbegehung dieser neuen Kaiserperle. Es war wirklich eine intensive und reiche Erfahrung mit meinem guten, jung gebliebenen Kumpel Alex eine meiner anspruchsvollsten Erstbegehung am Kaiser machen zu dürfen und das Ganze dann im Team, beide am selben Tag durchzusteigen war die Krönung. Die Tour hat an manchen Stellen das Potenzial einem das Blut in den Adern gefrieren zu lassen, es sei denn man hat das „Koasabluad“.

Fäcts

„Koasabluad“ FA Alex Huber, Guido Unterwurzacher 2013, FFA 2019

Bewertungsvorschlag: 7a, 7c+, 7a, 8b+, 7a+, 8a, 6a

„Ein geschickter und kreativer Umgang mit Friends #0.2-#2 und Cliffs und auch eine gewisse Toleranz gegenüber weiten Hakenabständen und deren Folgen sollte mitgebracht werden.“